Gerade im eigenen kleinen Garten kann (und sollte) man etwas für die Bienen und Insekten tun. Ein insektenfreundlicher Garten, in dem sich eine Vielzahl von Insekten wohl fühlen, macht dem Gärtner viel weniger Arbeit, denn Insekten sind recht fleißig, obwohl man sie gar nicht oder nur kaum zu Gesicht bekommt. Leider haben wir momentan die Situation, das die Anzahl der Insekten im Allgemeinen drastisch zurück geht – bis zu 80% weniger Insekten in Teilen Deutschlands! Daher gehört für den umweltbewussten Gärtner der Schutz der Bienen und Insekten – nicht nur im Garten – zur Pflicht. Einer sehr angenehmen Pflicht ;-) Insekten im Garten sind nämlich nicht nur schwarze Käfer und Blattläuse, sondern auch Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und die schönen schillernden Schwebfliegen, die sich im Sommer beobachten lassen.
Insektenschutz – warum eigentlich?
Insekten sind im Garten sehr unterschätzte und stiefmütterlich behandelte Zeitgenossen. Dabei sind sie unverzichtbare Helfer im Garten. Sie helfen, sich gegenseitig im Zaum zu halten (das sind die Insekten die z.B. Blattläuse vertilgen) und sie helfen – ganz wichtig – bei der Bestäubung unserer Gemüsepflanzen. Tomaten würden ohne Insekten keine einzige Frucht tragen. Und nicht zu guter Letzt sind die Insekten als Teil der Nahrungskette wichtiger Bestandteil eines intakten Ökosystems. Auch wenn wir unseren Garten nicht als natürliches Ökosystem bezeichnen können (so ein Garten ist ja von uns künstlich angelegt worden), sind sie dennoch von derart großer Bedeutung, das ein Fehlen von Insekten großes Aufsehen erregt! So ist vor Kurzem eine Studie zu dem Ergebnis gekommen, das sich unsere heimische Feldvogel-Population seit 1980 halbiert hat, unter anderem durch das Fehlen von Insekten als Nahrungsgrundlage. Das ist eine sehr bedenkliche Entwicklung, die nicht nur uns Kleingärtner alarmieren sollte.
Brauchen Insekten ein Hotel?
Um Insekten in den eigenen Garten zu locken muss man im Grunde nichts anderes tun, als ihren Tisch reich zu decken und ein reichhaltiges Nahrungsangebot anzupflanzen, damit sie nicht hungern müssen und gerne wiederkommen. Und natürlich auf chemische Keulen im Garten verzichen – zu 100%. Einfach, oder? Das große Problem mit den Insekten ist wirklich das Nahrungsangebot. Der große Trend jedoch, in jedem Garten Insektenhotels aufzustellen, bringt die Insekten nur begrenzt weiter. Die Insekten haben weniger Probleme, Behausungen zu finden als Nahrung. Das Geld für ein Insektenhotel ist meiner Meinung nach besser in Pflanzen und Saatgut aufgehoben als in einem Insektenhotel. In jedem Garten oder in jedem Umfeld finden sich eine Vielzahl von natürlichen Nistmöglichkeiten für Insekten. So gute Nistmöglichkeiten, wie man sie künstlich gar nicht herstellen könnte.
Insektenhotels, richtig gebaut, können jedoch faszinierende Beobachtungsobjekte für Insekten sein. Gerade Kinder kann man so fantastisch an die Materie heranführen und dem bunten Treiben stundenlang zusehen.
Worauf man beim Bau von Insektenhotels achten sollte, hat die Website wildbienenschutz.de sehr schön in einem PDF aufbereitet. Download PDF Wildbienenhotels
Gefüllte Blüten sind der Graus für Insekten
Insekten ernähren sich hauptsächlich von Wasser, Nektar und Pollen. Der Nekter ist ihr Treibstoff, den sie verbrauchen und der Pollen wird für die Aufzucht des Nachwuchses verwendet. Im Pollen steckt sehr viel Eiweiß! Insekten ernähren sich gerne von vielfältigen Blüten, es gibt aber auch Arten, die nur eine begrenzte Anzahl von Pflanzenarten anfliegen und somit sehr spezialisiert sind.
Mit einer Art Blüten können Insekten jedoch fast gar nichts anfangen- mit gefüllten Blüten. Der Trend, gefüllte Blüten im Garten anzupflanzen ist aus der Sicht des Gärtners zwar ein Augenschmaus, das Insekt jedoch sieht nur grüne Wüste. Bei gefüllten Blüten sind die pollen- und nektarspendenden Bestandteile zu Blütenblättern umgewandelt, sie bieten keine Nahrung für Insekten. Ein Insekt hätte es auch wirklich schwer an den Nektar heranzukommen, müsste es sich durch diesen Wald von Blütenblättern hindurch wühlen. Durch den bewussten Verzicht auf gefüllte Blüten, die oft auch noch sehr künstlich aussehen, macht man den Insekten der Umgebung eine große Freude.
Machen Sie es den Insekten bequem!
- bauen Sie möglichst einheimische Pflanzen mit ungefüllten Blüten an
- sorgen Sie dafür, das zu jeder Jahreszeit Blühpflanzen im Garten als Nektarspender zur Verfügung stehen
- schaffen Sie eine vielfältige natürliche Umgebung in Ihrem Garten mit Hecken, Trockenmauern und verschiedenen Pflanzenarten
- verzichten Sie auf jegliche Gifte im Garten, auch Unkrautvernichter sind tabu
- schaffen Sie Rückzugsmöglichkeiten für Insekten – eine „wilde Ecke“ ist genau richtig und macht keine Arbeit
- schaffen Sie natürliche Nistmöglichkeiten für den Nachwuchs der Insekten: einfach die Staudenstängel über den Winter stehen lassen, einen Totholzhaufen anlegen oder eine Trockenmauer errichten – das lieben Insekten!
- verzichten Sie auf Insektenfänger, Wespenfallen, UV-Leuchten und ähnliches
Tödliche Gefahr Solarlampen
Am Abend ein schön erleuchteter Garten, womöglich noch mit Solarbetrieb ist umweltfreundlich und sehr dekorativ. Leider nicht für die Insekten im Garten – das wird oft vergessen.
Gerade Beleuchtung, die in Richtung des Himmels abstrahlt (Kugelleuchten z.B.) sorgen bei Insekten für tödliche Verwirrung.
Durch das durchgehende Dauerlicht wird das natürliche Navigationssystem der Insekten gestört. Sie schwirren die gesamte nacht im Kreis um diese Lampen. Wenn ihnen die Spinne, die gerne in der Nähe dieser Leuchten ihre Netze aufspannt, nicht zuvorkommt, liegen sie spätestens am nächsten Morgen erschöpft am Boden und sterben. Das muss nicht sein.
Bitte informieren Sie sich über das noch recht wenig beachtete Thema „Lichtverschmutzung im Garten“ und schalten Sie nachts nicht benötigte Garten-Beleuchtung ab. Eine wirklich dunkle Nacht ist das Beste und einfachste, was Sie im eigenen Garten zum Insektenschutz beitragen können.
Die Umweltberatung Österreich hat ein tolles PDF zum Thema „Tierfreundliche Gartenbeleuchtung“ zusammengestellt – unbedingt lesenswert.
Mit den Insekten auf Du und Du
Die Insekten waren schon vor uns Menschen auf dieser Erde. Sogar die Dinosaurier müssen sie schon gekannt haben. Ich gehe deshalb stark in der Annahme, das die Insekten ganz gut ohne uns Menschen klar kommen können, jedoch wir Menschen nicht ohne die Insekten ;-) Vor diesem Hintergrund, so finde ich, sollten wir als Gärtner bei uns im kleinen Beginnen, die Krabbeldinger wert zu schätzen und sie in unserem Garten als gleichberechtigte Mitbewohner zu integrieren. Lernen Sie die Insekten in Ihrem Garten kennen. Vielleicht pflanzen sie einige insektenfreundliche Pflanzen, lassen das eine oder andere Unkraut stehen, bis es verblüht ist, verzichten ab sofort auf Chemie im Garten oder stören sich nicht an den paar Wespen, die über die Kaffeetafel brausen – und voila – ihre kleine Gartenwelt wird zum Paradies für Insekten werden! In kurzer Zeit werden Sie sehen, das die Insektenvielfalt zunimmt und Sie bald viele neue Bewohner im Garten begrüßen dürfen. Je vielfältiger, desto besser!
Insekten bestimmen leicht gemacht
Um die heimischen Insekten kennen zu lernen und im Garten feststellen können, mit welchem Namen sie angesprochen werden möchten, empfehle ich Ihnen ein Insekten-Bestimmungsbuch. Ich habe auch eines im Garten und schlage regelmäßig nach, um die teilweise sehr exotisch anmutenden Insekten zu bestimmen. Ein großer Spaß und eine sinnvolle Beschäftigung vor allem mit Kindern, aber auch für Erwachsene ist immer wieder sehr lehrreich zu erfahren, welche Vielfalt an Insekten in unseren Gärten lebt.
Nützliche Links zum Thema:
Hier noch einige nützliche und interessante Links im Internet:
Initiative Deutschland summt – Schöne Website über Insekten, deren Schutz und über insektenfreundliches Gärtnern
Beim Nabu gibt es Tipps und Hinweise für insektenfreundliche Pflanzen.
Das Projekt Wildbienenschutz hat sich ganz den Wildbienen verschrieben und bietet eine umfangreiche Wissenssammlung zum Thema.
Die Aktion Hummelschutz bietet ebenfalls viele Informationen über insekten- und hummelfreundliche Gärten und gibt Tipps für insektenfreundliche Pflanzungen.
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10 Kommentare
Nistmöglichkeiten, die in fast jedem Garten fehlen, sind ordentliche Totholzbestände.
Gerade viele Käfer und Wildbienen sind darauf angewiesen.
Ist Totholz im Garten, in das holzbewohnende Käfer Löcher genagt haben, kann man sich in der Tat Insektenhotels sparen. Ist das aber nicht der Fall und möchte man auch kein Totholz anbieten, dann können Insektenhotels viel bewirken. Aber besser selbst gebaut, denn viele käufliche Varianten schaden mehr als dass sie helfen.
VG
Elke
In meinem Garten darf ein alter Obstbaum-Stumpf verrotten. Er ist umsäumt von Stauden, so daß man ihn fast gar nicht mehr sieht. Das ist ein Tummelplatz für Käfer und dergleichen!
Hallo Stefan!
Ein sehr guter und wichtiger Beitrag/Post von Dir!
Ich habe schon im letzten Jahr angefangen in unserem Garten viel anzupflanzen, damit es möglichst keine „Blühlücke“ gibt.
Dieses Jahr möchte ich noch mehr tun, u.a. möchte ich auch winterblühende Gehölze pflanzen. Eine Gammelecke mit viel Totholz ist schon in der Mache und einen schönen großen Steinhaufen besitzen wir auch schon.
Leider sind die Nachbarn in unserer Gartengemeinschaft nur interessiert an Rasen, Folientunnel mit Tomaten und Gurken und im Sommer saufen und grillen. Bei uns gibt es nämlich kein Kleingartengesetz. Ich bin mit wenigen anderen Ausnahmen die Einzige mit dem Faible für Blumen und Sträuchern.
Schade….aber wenigstens bei mir summt und brummt es dann im Sommer ;-)
Viele Grüße
Daniela
Ja, diese Art von Nachbarn kenne ich ;-) Aber zum Glück nicht aus meiner direkten Nachbarschaft. Ich finde es super, das Du mit gutem Beispiel voran gehst. Viel Spaß im Garten und bis bald!
Lieber Stefan,
vielen Dank für diesen schönen und informativen Artikel, der für mich tatsächlich auch noch einiges Neues enthielt. Über die Lichtverschmutzung im Garten zum Beispiel habe ich mir in der Tat noch nicht so viele Gedanken gemacht. Auch die Links zu den weiterführenden Informationsangeboten sind sehr gut.
Ansonsten versuchen wir schon, unseren Berliner Schrebergarten insektenfreundlich zu gestalten. Gerade haben wir ein Insektenhotel gebaut. Der Blütenreichtum ist über das Jahr hinweg recht groß und gerade bei den Einjährigen stelle ich gerade auf ungefüllte Blüten um. Im letzten Jahr hatte ich aus Unwissenheit zum Beispiel die gefüllte Variante. Jetzt habe ich gerade eine Samenmischung für ungefüllte Studentenblumen gekauft. Insgesamt verändert sich mit dem Garten das Verhältnis zu Insekten doch merklich. Als Stadtkind in der Wohnung waren mir Spinnen früher immer ein Graus. Mittlerweile sehe ich sie als freundliche Helfer im Garten.
Liebe Grüße
Jessica
Hey Jessica, ja das mit dem Licht wissen leider noch viel zu wenige… Freu mich sehr, das Du was für die Insekten tust! Weiter so ;-) Viele Grüße aus der Parzelle94 – bin noch total erledigt von der Gartenbuchpreisverleihung. Viele Grüße! Stefan
Mir war gar nicht bewusst, dass die Gartenbeleuchtung so gefährlich für die Insekten ist…da bräuchte es wirklich noch einiges an Aufklärungsarbeit. Dass diese schrecklichen Schottergärten verboten werden sollen, ist ja schon mal ein Anfang…aber Step by Step :) Vielen Dank für den informativen Beitrag!
Lieber Stefan, das ist wirklich ein gelungener Artikel! Wir haben auch ein paar Tipps gesammelt, wie man den Schrebergarten insektenfreundlich gestalten kann. Wir freuen uns, wenn du mal vorbeischaust: https://schrebergarten-ratgeber.de/insektenfreundlicher-garten/
Liebe Grüße
Isabel
Wir haben inter dem Haus einen kleinen Garten. Dort pflanzen wir zwar Blumen, Tomaten, Gurken und Co an, aber für uns geht von Bienen, Hummeln und Hornissen eine Gefahr aus. Weniger für uns Menschen, sondern eher für unsere Hündin Ida. Sie schnappt nach allem was um sie herum fliegt. Bis jetzt hat sie zwar noch nichts gefangen, aber ich möchte mir nicht ausmalen was passiert wenn sie mal eine Biene verwischt und in den Rachen gestochen wird.
Dieser Artikel gibt tolle Anregungen und Tipps, wie man im eigenen Garten etwas für den Schutz der Bienen und Insekten tun kann. Die Autorin betont die Wichtigkeit der Insekten für das Ökosystem und gibt praxisnahe Ratschläge, wie man einen insektenfreundlichen Garten gestalten kann. Besonders hilfreich fand ich die Hinweise zum Bau von Insektenhotels und zur Vermeidung von gefüllten Blüten. Insgesamt eine tolle Zusammenfassung mit vielen nützlichen Informationen für jeden, der seinen Garten zum Paradies für Insekten machen möchte.