Lesedauer 7 Minuten

Im Frühling ist die beste Zeit, um ein Bienenvolk zu teilen. Das macht man ganz einfach über Ableger. Die Bienen sind im Frühling noch voller Elan und verkraften die Teilung hervorragend. Dabei schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits hat man nachher zwei Bienenvölker und andererseits haben die Bienen nach der Teilung oftmals keine Lust mehr auf das Schwärmen – die Wahrscheinlichkeit, das ein Teil der Bienen auf nimmerwiedersehen abhaut, sinkt also bedeutend ab. Doch zum Teilen des Volkes sollte man wissen, wo die Königin ist.

Ich habe jedoch ein Bienenvolk, das sich letztes Jahr eine neue Königin herangezogen hat und genau diese Königin habe ich bis heute nicht finden können. Das Volk hat sich aber im Frühling sehr gut entwickelt und ist ein idealer Kandidat, um davon einen Ableger zu bilden. Aus verschiedenen Gründen sollte man jedoch wissen, wo die Königin ist. Doch dazu gleich mehr. Ich habe den Ableger trotzdem versucht.

Erschwerend kommt dazu, das in meinem Volk bereits mehrere offene (frisch geschlüpft) und verschlossene Schwarmzellen angelegt waren. Es sind also mehrere Bienen-Königinnen im Volk, eventuell steht es kurz vor dem Schwärmen. Doch das Wetter ist kalt und nass, die Bienen hatten noch keine Lust auszufliegen. Vielleicht lässt sich das Schwärmen durch den Ableger im letzter Minute verhindern. Einen Versuch ist es bestimmt wert.

Deshalb ist dieser Artikel auch keine Anleitung sondern ein Erfahrungsbericht. Ich fühle mich auch nach 5 Jahren Bienen-Haltung immer noch als Anfänger. Die erfahrenen Imker mögen Nachsicht mit mir haben. Denen rollen sich bestimmt die Zehennägel hoch :-) Ich habe mich jedoch trotzdem entschieden, diesen Artikel zu verfassen, denn es stehen sicherlich noch mehr Imker vor der Aufgabe, Ableger machen zu müssen ohne die Königin finden zu können, eventuell schon mit Schwarmzellen auf den Waben. In den Kommentaren freue ich mich über Hinweise oder eigene Erfahrungsberichte. Ich werde diesen Artikel noch mit dem Ergebnis der Ablegerbildung ergänzen. Doch das erst in ein paar Wochen.

Warum sollte man die Bienenkönigin finden?

Die Königin ist die einzige Biene im Volk, die Eier legen kann. Sie sorgt also als einzige für den Nachwuchs. Wenn ich einen Ableger vom Bienenvolk mache, dann kann ich den entweder ohne oder mit Königin machen.

Wenn ich die Bienenkönigin dem Volk entnehme und mit ihr einen Ableger in einer neuen Bienenbeute mache, dann kann im alten Volk keiner mehr Eier legen. Das alte Volk muss sich also eine neue Königin heranziehen, wenn es nicht aussterben will. Das machen die Bienen ganz einfach aus einem ganz frisch gelegten Ei, das zu einer Königin umgepolt wird. Ja, die Bienen können sowas ;-)

Die neue Königin ist nach ca. 16 Tagen geschlüpft (wenn alles funktioniert). Danach braucht sie noch etwa eine Woche, bis sie Lust auf Paarung mit den Drohnen hat und danach braucht sie noch ca. eine Woche zum eingrooven. Dann legt sie Eier und sorgt wieder für Nachwuchs. Bis der erste Nachwuchs schlüpft, vergehen nochmal ca. 20 Tage.

Das sind alles in Allem etwa 6 Wochen bis wieder neue Bienen schlüpfen. Das merkt man natürlich im Honigertrag des Volkes. Besser ist es in diesem Fall, wenn man den Ableger ohne der Königin macht. Dann kann das alte Volk weiter kräftig Nachwuchs produzieren und Honig sammeln. Die Königinnen-Anzucht überlässt man dabei dem Ableger. Der muss in diesem Jahr noch keinen Honig machen und hat daher alle Zeit der Welt, sich um eine neue Königin und um ein starkes Volk zu kümmern.

Bienenbeute vorbereiten

Mit einem Drahtspanner kann man die Drähte in den Rähmchen wieder schön straff spannen

Wenn man einen Bienen-Ableger machen möchte, muss man zuerst eine neue Bienenbeute vorbereiten. Man braucht einen Boden, eine leere, saubere Zarge, Rähmchen mit eingelöteten Mittelwänden, eine Folie, einen Innendeckel, einen Außendeckel, einen Stülpdeckel gegen das Wetter und Steine zum Beschweren. Zusätzlich kann eine Futterzarge nicht schaden oder eine Wabe mit Winterfutter, damit der Ableger immer genug Nahrung hat.

Tipp zum Spannen der Rähmchen-Drähte

In den Rähmchen sind Drähte gespannt. Diese Drähte stabilisieren das Wachs und verhindern, daß das Wabenwerk beim Schleudern der Honigwaben zerstört wird. Um das Einlöten der Mittelwände zu erleichtern und um genügend Stabilität zu gewährleisten, müssen diese Drähte immer schön straff sein. Leider lockern sich die Drähte bei der Wiederverwendung der Rähmchen und mann muss sie nachspannen. Dazu gibt es dieses praktische Tool, was in keinem Imkerzubehör fehlen sollte. Damit spannt man die Drähte in Sekundenschnelle. (Hier meine anderen Tipps für empfehlenswertes Imkerzubehör – 16 Dinge, die jeder Imker braucht)

So werden Mittelwände eingelötet. Der Trafo ist zwar nicht original, funktoniert aber trotzdem :-)

Ableger machen und Bienenvolk teilen

Jetzt geht es los. Mein Völkchen hat sich im Frühling prächtig entwickelt, es sind massig Bienen drin, aber noch kein Honig im Honigraum. Deshalb ging ich davon aus, das es auch noch nicht schwärmen möchte. Das Volk hat Platz zum Brüten, also kein Grund zum Schwärmen. Doch weit gefehlt. Bei der schnellen Durchsicht sind mir gleich auf der zweiten gezogenen Wabe Schwarmzellen aufgefallen.

Warum macht man Ableger?

Ableger machen hat einige Vorteile. Einerseits bekommt man so mehr Bienenvölker, andererseits kann man dadurch die Schwarmstimmung unterdrücken. Durch den Ableger wird Brut und Bienenmasse aus dem schwarmfreudigen Volk entnommen. Es gibt also für die Bienen keinen Grund mehr, zu schwärmen bzw. denkt das Volk, der Schwarm wäre schon abgegangen.

Schwarmzellen von Honigbienen auf einer Wabe
Wenn Schwarmzellen angesetzt sind, ist es eigentlich schon zu spät für einen Ableger

Schwarmzellen im Volk – Schwärmen steht bevor

Wenn ein Bienenvolk Schwarmzellen ansetzt, dann ist die Sache im Grunde entschieden – es wird bei der nächsten Gelegenheit (ein schöner, warmer und trockener Vormittag) schwärmen. Dabei zieht die Hälfte der Bienen zusammen mit der alten Königin aus und sucht sich eine neue Behausung. Das möchte ich aber versuchen zu verhindern, denn ich brauche die Bienen noch ;-)

In meinem Volk habe ich sogar geschlüpfte Schwarmzellen gefunden, das heisst, es sind mehrere Königinnen im Volk. Das kommt schon mal vor, bedeutet aber auch, daß das Volk eventuell schon geschwärmt sein könnte. Indiz dafür war auch, daß keine Eier in den Waben zu finden waren und das das Brutnest voller Honig war. Aber das Volk quoll vor Bienen fast über. Das Wetter war die letzten Tage jedoch schlecht – es kann durchaus sein, daß der Schwarm noch nicht abgegangen ist.

Ableger zur Schwarmverhinderung bilden

Durch den Ableger wird die Anzahl der Bienen im Volk reduziert, es ist wieder mehr Platz da und die Schwarmstimmung kommt eventuell zum erliegen.

Ich stelle das vorbereitete, leere Magazin an die neue Stelle und nehme ein paar Rähmchen raus, damit ich Platz habe. Jetzt wähle ich aus dem alten Volk, woraus ich den Ableger machen will, Waben aus, die voller Brut sind, möglichst in allen Stadien. Da bei mir keine Eier und nur ganz wenige Rundmaden zu finden waren, nahm ich eine Wabe mit einer verdeckelten Schwarmzelle, also einer Königin, die kurz vor dem Schlupf steht. Dazu noch eine Wabe mit verdeckelter Brut und eine Wabe mit reichlich Honig drin. Diese drei Waben hänge ich in das leere Magazin und ich kehre auch noch Bienen von einer anderen Wabe mit dazu, um den Ableger zu verstärken.

Das ist ein Magazin, das als Ablegerkiste genutzt wird. 2 Waben mit Brut und 1 Futterwabe sind im Mai ausreichend

Wo ist die Königin

Die entscheidene Frage ist nun: Wo ist die Königin? Ich habe sie ja nicht gefunden. Diese Methode der Ablegerbildung ist wirklich riskant, denn man weiss nicht, was man bekommt. Doch ich denke, das eigentlich nicht sooo viel passieren kann und der Ableger funktionieren und das Altvolk auch weiter existieren wird. Das sind also die Möglichkeiten, die die beiden Völker haben:

Variante 1: Einzige Königin in den Ableger gehängt

Die erste Möglichkeit ist, das ich die einzige Königin aus dem Altvolk aus Versehen in den Ableger gehängt habe. Dann hätte das Altvolk keine Königin mehr und müsste sich eine neue heranziehen. Dadurch das bei mir Schwarmzellen im Altvolk waren, sehe ich da kein großes Risiko. Sie können einfach eine neue Königin schlüpfen lassen und schon gehts weiter. Blöderweise waren aber mehrere Schwarmzellen drin, so daß die geschlüpften Königinnen erst einmal untereinander klären müssen, wer die Chefin sein wird.

Im schlechtesten Fall schwärmt eine oder mehrere dieser Königinnen mit einem Teil der Bienen ab. Das wäre nicht so gut. Ich denke aber, daß ich genügend Bienenmasse in den Ableger übernommen habe, so daß die Bienen keine Lust mehr auf das Schwärmen haben. Aber das weiss man nie, es kann immer noch passieren, daß ein Schwarm abgeht. Die Bildung des Ablegers zur Schwarmverhinderung ist ja bekanntlich schon etwas zu spät, wenn schon Schwarmzellen vorhanden sind.

Wenn keine Schwarmzellen im Volk gewesen wären, hätte man darauf achten müssen, daß Brut in allen Stadien vorhanden ist. Dann zieht sich das Volk – wenn die Königin fehlt – ganz von selbst eine neue Königin aus einem frisch gelegten Ei heran. Das ist jedoch mit den oben genannten Nachteilen verbunden.

Möglichkeit 2: Keine Königin in den Ableger gehängt

Sollte auf den umgehängten Waben keine Königin drauf gewesen sein, dann muss sich der Ableger seine Königin selbst heranziehen. Das kann funktionieren, wenn auf den Waben (wie in meinem Fall) eine Schwarmzelle (Weiselzelle) angelegt war. Dort drinnen wächst die neue Köngin heran, schlüpft, wird begattet und beginnt mit der Eiablage.

Die andere Möglichkeit ist, daß sich die Bienen eine neue Königin aus einem Ei heranziehen. Dazu müssen auf den Waben des Ablegers ganz frisch gelegte Eier befinden. Um den Rest kümmern sich die Bienen selber.

Fertig gebildeter Bienen-Ableger. Deckel drauf und abwarten.

Weitere Behandlung des Ablegers

Der Ableger sollte nun an eine Stelle gebracht werden, die mindestens 3 Kilometer vom alten Bienenstand entfernt ist. Die Flugbienen im Ableger kennen nämlich den Standort des Altvolkes und werden bei nächster Gelegenheit dahin zurück kehren. Ich brauche aber die Flugbienen, denn sie holen Wasser, Nektar und Pollen für den Nachwuchs. Das Flugloch kann man alternativ noch verengen so daß nur noch 1-2 Bienen durchpassen. Schaumstoff-Streifen eignen sich dafür wunderbar.

Der Ableger sollte auch durchgehend flüssig gefüttert werden (1:1), damit er möglichst schnell Waben bauen kann, damit die Königin platz zum Eierlegen hat.

Nächste Durchsicht der Völker planen

Die Ablegerbildung wird auf der Stockkarte vermerkt (hier gibt es eine Stockkarte zum Download) und der Ableger bekommt eine neue eigene Stockkarte.

Die Völker sollten so lange ungestört bleiben, bis die Königin wieder Eier legt. Bei mir weiß ich z.B., daß im Ableger eine Weiselzelle drin war. Sie wird bald schlüpfen (nach max. 8 Tagen), danach braucht sie 1 Woche bis zur Paarung, danach 1 Woche bis zum ersten gelegten Ei. Also schaue ich frühestens nach 3 Wochen in das Volk. Entdecke ich dann frisch gelegte Eier, ist alles gut.

Das Altvolk braucht dagegen etwas mehr Beobachtung. Es kann ja sein, daß trotzdem ein Schwarm abgeht. Ich würde es nach 8 Tagen nochmal kurz durchsehen. Diese Termine trage ich mir gleich in meinen Kalender auf dem Handy ein, damit ich sie nicht vergesse.

Kurzanleitung für die Ablegerbildung (PDF)

Hier ist eine schön zusammengefasste Anleitung zum Erstellen von Bienen-Ablegern (PDF-Download) der Bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Dort ist sehr gelungen illustriert, wie man Ableger macht und welche Zeiten es zu beachten gibt und wie man es als Profi machen sollte ;-)

Ich freue mich sehr über eure Kommentare. Was macht ihr denn, wenn ihr Schwarmzellen in eurem Volk entdeckt?

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Autor

Seit 2006 Kleingärtner mit Passion und Experimentierfreude. Seit 2011 Gartenblogger. Naturnah und erdverbunden. Gewinner des "Mein schöner Garten" Influencer Awards 2022 in der Kategorie "Insektenfreundliches Gärtnern" und seit 2023 Gartenfachberater. Besuche mich auf Instagram und Facebook! Mehr über mich

7 Kommentare

  1. Hallo stefan,
    Ich bin sehr gespannt wie es mit deinem ableger weitergeht.
    Bin heute mit meinem ableger aus dem letzten jahr ziemlich exakt genauso verfahren. Intuitiv, ohne lehrbuch. Habe 1 wabe mit 2 schon belegten aber noch unverdeckelten schwarmzellen und eine wabe mit verdeckelter brut bis zum anschlag mitgegeben. Plus eine mittelwand und eine fette futterwabe. Die restlichen belegten schwarmzellen im wirtschaftsvolk, ca. noch 6 oder 7 entfernt (habe vollkontrolle beider bruträume gemacht).
    Ich weiss auch nicht, ob ich die altkönigin mitgegeben habe. Habe sie im letzten jahr schon nicht gefunden, ergo auch nicht gezeichnet.
    Ich imkere jetzt im 2. Honigjahr… volllaie gefühlt.☺ trotz zweier grundkurse bei frau aumeier.
    Ich bin jedenfalls gespannt und freue mich schon auf deine Erfahrung mit den beiden völkern.
    Viele grüße, claudia

    • Toller Artikel über die bedrohten Bienen. Der Artikel kam bei mir gerade recht, denn ich überlege mir etwas für die Bienen zu tun, damit sie nicht aussterben. Danke herfür

  2. Ps. Habe natürlich auch noch bienenfuss Volk einlogiert.
    Und danke dass du deine Erfahrungen so freimütig und ‚ungeschönt‘ teilst!

    • Stefan

      Hey Claudia – schön zu lesen, daß es noch andere Imker gibt, die die selben Probleme wie ich haben ;-) Schöne Grüße!

  3. Ich stehe heute am gleichen Punkt. Habe vorgestern Schwarmzellen entdeckt. Die Königin jedoch auch nicht gefunden… dazu hängen in der Beute unter den Rähmchen die Bienen teilweise traubenförmig runter… ich muss heute also auch einen Ableger bilden… wenn es nicht schon zu spät ist. Werde wohl den Rahmen mit schwarmzelle, einen weiteren Brutrahmen, einen Futterrahmen und einen leeren Rahmen entnehmen und hoffe das alles gut geht mit Ableger und 1. Volk…

  4. Endlich eine gescheite Anleitung für Ableger Bildung, vielen Dank und weiter so, :-)

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