Kerzen gießen aus Bienenwachs
Als Imker „erntet“ man über das Jahr immer etwas Wachs aus den Völkern. Als Imker betreibt man regelmäßig Wabenhygiene (also man tauscht alte gegen neue Waben aus) oder man hat leere Waben übrig, weil man vielleicht 2 Völker vereinigt hat. Bei mir gab es im Frühling einen kleinen Wachsmotten-Zwischenfall… Da wurde auch ordentlich Wachs unbenutzbar für die Bienen und musste eingeschmolzen werden. Was gibt es schöneres, als daraus Bienenwachs-Kerzen zu gießen!
Früher waren Kerzen aus Bienenwachs wertvoller als Honig
Für den Kompost ist dieses Wachs viel zu schade – deshalb nutzt man es zum Beispiel zur Kerzenherstellung. Habt ihr gewusst, daß im Mittelalter das Wachs begehrter war als der Honig? Der komplette Bedarf an Kerzenwachs wurde durch die Bienen abgedeckt – damals gab es noch keine Elektrizität oder andere Brennmittel, um Licht zu spenden (das Erdöl war noch nicht er-/ge-funden :-) Entsprechend teuer war das Wachs auch – teurer als der Honig. Das hat sich heute etwas geändert…
Wenn man bedenkt, das die Bienen 4 kg Honig verbrauchen, um ein Kilo Wachs herzustellen, dann müsste beim aktuellen Honigpreis ein Kilo Wachs 20 Euro kosten – das sind ca. 10 Euro pro Kerze! Schon wertvoll, wenn man sich das mal ausrechnet. Deshalb wandert mein Wachs nicht in den Kompost sondern in den Sonnenwachsschmelzer!
Aus dem Sonnenwachsschmelzer in den Kochtopf
Das ungereinigte Wachs wird mit Hilfe der Sonnenwärme aufgeschmolzen. Heraus kommt eine „Suppe“ bestehend aus Honig, Wachs, Bienenfüßchen, Ameisen im Wachsmantel und noch viele andere Verunreinigungen, die im nächsten Schritt entfernt werden müssen. Verunreinigungen im Kerzenwachs verursachen beim späteren Abbrennen Knistern und Rußen – und das will ich gerne vermeiden. Deshalb wird das Wachs nun gereinigt. Das ist ein wenig aufwendig.
Wachs reinigen
Los gehts. Die eingeschmolzene Wachs“pampe“ wird nun in einem alten (!) Kochtopf geschmolzen. Aber nicht irgendwie – sondern zusammen mit Regenwasser. Regenwasser ist kalkfrei und sorgt dafür, daß das Wachs schön gelb bleibt. Wenn man Leitungswasser benutzt, verseift das Wachs und wird grau. Wasser aus der Regentonne ist für das Wachsreinigen am besten.
Zum Schmelzen des Wachses benutze ich eine Induktionskochplatte*. Die steht im Sommer im Garten und ich koche damit. Im Winter ist sie PERFEKT zum Wachs schmelzen, da man hier die Temperatur exakt einstellen kann und es gibt keine Flamme, die eventuell entstehende Wachsgase entzünden kann (Achtung, das kann echt gefährlich werden!). Das Wachs wird im alten Topf geschmolzen. Der wird nie wieder sauber werden ;-) Auch das benutzte Werkzeug zum Rühren und Wachsflecken abkratzen wird nie wieder richtig sauber. Auch ein heruntergefallener oder versehentlich umgestoßener Topf mit flüssigem Wachs macht noch jahrelang Freude auf dem Fußboden oder im Teppich ;-) Man muss also sehr sorgsam sein, auch Wachsspritzer an der Tapete oder sonstwo sind fest, wenn sie fest sind und lassen sich nur sehr schwer entfernen. Am besten, man schmilzt das Wachs in der Garage oder draußen. Spart viel Ärger mit den Mitbewohnern ;-)
Schmutz setzt sich unten ab und wird abgekratzt
Das Wasser-Wachs-Schmodder-Gemisch wird bei 80 Grad (Schmelztemperatur von Wachs) so richtig flüssig. Es darf nicht kochen. Jetzt wird das Wachs kräftig gerührt. Danach packt man den Topf in eine Decke ein, damit das Wachs gaaanz langsam auskühlen kann.
Am nächsten Morgen oder nach längerer Zeit ist alles abgekühlt und man kann die Wachsplatte aus dem Topf nehmen und das Wasser wegschütten. Von oben sieht sie schonmal super aus, aber wenn man sie umdreht, kommt der Schmodder zum Vorschein. Wachs schwimmt oben auf dem Wasser und die Schwebstoffe sinken ab. Man kann diese Reste mit dem Stockmeißel gut abkratzen.
So ganz erwischt man jedoch nicht alle Verunreinigungen. Also wird der Vorgang mit der Wachsreinigung mit Regenwasser noch ein paar mal wiederholt. Das Wachs kann auch z.B. durch eine Feinstrumpfhose oder durch ein Tuch gegossen werden, das filtert die gröberen Schwebstoffe schnell aus. Im letzten Schritt erhitzt man das Wachs mit etwas Zitronensäure. Das hellt die Farbe des Wachses auf und bindet kleinste Schwebstoffe. Nach der Zitronensäure-Behandlung wird nochmal abgekratzt.
Nun ist das Wachs ausreichend geklärt und es befinden sich keine Verunreinigungen mehr darin. Perfekt, um die Kerzenproduktion zu beginnen!
Was passiert, wenn das Bienenwachs zu stark verunreinigt ist
Wenn das Wachs vor dem Kerzengießen nicht ausreichend gereinigt wird, führt das zum Knistern und Rußen der fertigen Kerze. Es können sogar Funken fliegen. Daher sollte das Wachs so gründlich wie möglich gereinigt werden, bevor man daraus Kerzen gießt.
Kerzen gießen mit Silikonform
Die Silikonform ist das Werkzeug meiner Wahl. War gar nicht so einfach, eine schöne zu bekommen – die sind immer recht kitschig mit Bienchen oder ähnlich drauf – püh,das ist gar nicht so meins :-) Die Form ist aus Silikon, wie der Name schon sagt. Am Rand ist sie auf der kompletten Länge eingeschnitten und unten befindet sich ein Schnitt bis direkt in die Kerzenmitte. Was auf dem Foto unten ist, wird nachher oben sein. Die Kerze steht in der Form Kopf. Unten wird der Kerzendocht in den Schlitz eingeklemmt und oben fixiert ein Zahnstocher den Docht, damit er sich exakt in der Mitte der Kerze befindet. Man kann durch Ziehen am unteren Dochtzipfel den Docht schön straff spannen. Nun wird es spannend.
Das Wachs wird eingefüllt. Achtung, das Wachs ist 80 Grad Celsius warm und brennt auf der Haut, wenn man nicht aufpasst :-) Wenn man das Ganze mit Kindern macht, dann sollte man sehr aufpassen. Auch Haustiere sperrt mal besser ’ne Weile aus. Das Wachs wird nun in die Kerze gefüllt, bis sie voll ist. Dann stelle ich sie in einen kühlen Raum. Nicht kleckern, das Wachs ist flüssig wie heißes Wasser!
Kerze aus der Form holen
Nun wird es spannend. Die Kerze wird aus der Form gelöst. Nach einigen Stunden ist sie erstarrt und kann problemlos ans Tageslicht geholt werden. Man benötigt kein Trennmittel, am Silikon klebt nix fest. Nun ist die Kerze fast fertig! Man muss nur noch den Boden sauber glattschneiden und den Doch oben etwas einkürzen auf 1-2 cm. Dann kann die Kerze auch schon angezündet werden. Wenn ihr jetzt riechen könntet, wie lecker die Kerze nach Honig duftet ;-)
War doch gar nicht so schwer – die alles in Allem zwei Wochen Arbeit haben sich echt gelohnt ;-) Wenn man bedenkt, daß die Kerzenherstellung damit beginnt, den Bienen das Wachs unterm Hintern wegzustibitzen, danach alles einzuschmelzen, 4 mal zu reinigen, zu klären und dann in Formen zu gießen, abkühlen zu lassen und zu versäubern… Ein ganz schöner Aufwand. Aber es hat sich gelohnt. Ich hoffe, meine Familie freut sich über dieses persönliche Weihnachtsgeschenk, das sonst kein anderer hat. Denn nirgends sonst bekommt man eine Kerze, die von Bienen hergestellt wurde, die im Sommer noch um unsere Nasen geschwirrt sind! Man muss es selber machen und kann es nirgends kaufen. Und das macht den Wert jeder einzelner dieser Kerzen aus.
So,und diese komplette Geschichte muss ich dieses Jahr nochmal unterm Tannenbaum erzählen, damit auch meine Familie erfährt, wieviel Arbeit in so etwas simplem wie dieser Bienenwachskerze steckt. Glaubt mir eh keiner ;-) Viele Grüße und Ho Ho Ho!
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10 Kommentare
Boa da sieht man mal, was hinter so einer handgemachten Kerze für eine Arbeit steckt – nicht schlecht! Danke für den schönen Beitrag – ich kann das Bienenwachs sogar ein bisschen riechen :-)
Bienenkerzen habe ich noch nie selber gemacht. Aber wenn ich mir anschaue, was das bei Dir für eine Arbeit war/ ist. Lasse ich das aber auch sein ;) Da kann man aber verstehen, warum Kerzen aus Bienenwachs so „teuer“ sind. Allein die Honiggewinnung nimmt so viel Zeit in Anspruch. Dennoch großes Kompliment an Dich, die Kerzen sehen wirklich großartig aus. Liebe Grüße Konstantin
Das Kerzenmachen war aber eine tolle Sache und hat Spaß gemacht! Man muss sich eben nur etwas Zeit nehmen – bekommt dafür aber etwas echt Selbstgemachtes, was auch noch super nach Honig duftet! ;)
habe deine kerzenherstellung verfolgt und bin begeistert wo hast du die kerzen gießform gekauft ?? im voraus besten für deine antort gruß ein alter imker
Hallöle! Die Kerzenform habe ich damals bei Holtermann im Internet bestellt. Die haben ziemlich viele Silikonformen am Lager. Viele Grüße vom Neuimker ;-)
Hallo, finde es toll erklärt. Wo kann man diese tolle Form bekommen.
Hi Stefan,
habe nach Deiner Anweisung aus meinen ersten Restwachsbeständen vom Honigpressen meine erste Kerze (reichte nur für eine :-)) gegossen. Ist echt viel Arbeit, aber für mich war das fast schon wie eine Meditation. Und je mehr das Wachs geklärt wurde umso besser duftete es.
Ein kleiner Hinweis: Ich habe zunächst meine Kochplatte draussen aufgebaut, es dauerte nicht lange und die ersten Bienen kamen um’s Eck, hihi. Habe mich dann geschwind in die Garage zurück gezogen.
Bei mir ergaben übrigens 550 gr unreines Wachs = 250 gr zum Verarbeiten, das in eine Wabenstumpenform Höhe ca. 16 cm, Ø ca. 6 cm gegossen wurde.
Nun warte ich auf kältere Temperaturen, damit ich sie dann irgendwann anzünden kann ;-)
Vielen Dank für Deine Beiträge, sind echt alle super interessant.
Mit sonnigen Grüßen aus Toulouse
Claudia
Hallo,
denken Sie ich kann so ein Form selber machen? – ich meine mit Silikon z.B. von Hornbach. Ist es das gleiche Silikon? Die Formen sind nicht günstig…Falls Sie eine Idee haben wie kann ich so ein Form basteln werde ich sehr dankbar. Mir geht es um ganz normale Kerze in Walzenform.
Mit freundlichen Grüßen
Hania
Hallo Stefan,
Herzlichen Dank für die gute Beschreibung. Hab jetzt auch Lust bekommen und werde mein erstes selbst gewonnenes Wachs in Kerzen umwandeln. Meine Frage. Habe einen ca. 2 kg Barren ungereinigtes Wachs. Mit wieviel Litern Wasser muss ich den einschmelzen?
Beste Grüße
Petra
Hallo Petra, die Wassermenge ist Dir überlassen. Das Wachs vermischt sich ja nicht mit dem Wasser, ich fülle immer nach „Gefühl“ rein ;-) Und immer schön Regenwasser nehmen, mit Leitungswasser kann das Wachs grau werden. Beste Grüße!