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Zwei schwache Völker = ein starkes Volk

Das Bienenjahr ist so gut wie vorbei. Die Varroabehandlung ist vollendet und die Auffütterung für den Winter in vollem Gange. Bei der Durchsicht habe ich jedoch festgestellt, das fast alle Völker sehr stark und kräftig sind, bis auf zwei. Dort sind recht wenige Bienen drin und dementsprechend auch wenig Brut – dabei müssten doch genau jetzt die Winterbienen gemacht werden! Also entschloss ich mich, die beiden Bienenvölker zusammenzulegen – in eine Art WG. Das eine Volk war ein Schwarm des Volkes, mit dem es nun rückvereinigt werden soll. Aus dem „Gastvolk“ sind in diesem Jahr zwei Schwärme abgegangen – das hat die Bienen zu sehr geschwächt.

 

Bienenvolk vereinigen September Bienenstand

Das ist der zweite Bienenstand. Das rechte Volk ist der Schwächling.

Bienenvolk vereinigen September schwaches Volk

Deckel auf – oh je. Nur knapp fünf Wabengassen sind mit Bienen besetzt – meiner Meinung nach etwas wenig. Der Entschluss für die Vereinigung steht fest. So wird bei mir wieder eine Beute frei für einen Schwarm im nächsten Jahr und diesen Winter können nun sechs starke Völker überstehen anstatt 5 starker und zwei Schwacher (als Wackelkandidaten). Starke Völker überstehen die Widrigkeiten des Winters erfahrungsgemäß besser.

Der Spanngurt kommt zum Einsatz

Bienenvolk_vereinigen_September Beute verschliessen Spanngurt

Die Beute muss jetzt zum Transport vorbereitet werden. Ich verzurre sie mit einem Spanngurt. Diese Spanngurte leisten mir immer gute Dienste, denn man kann die Bienenbeuten damit ruckzuck und schonend für den Transport sichern. Diese Spanngurte gibt es günstig im Baumarkt oder man kann bequem die Spanngurte online kaufen*.

Man darf nicht vergessen, das Flugloch vor dem Transport zu verschließen! GANZ WICHTIG! Am besten man verstellt das Volk am Abend, dann sind auch alle Flugbienen drinnen und können mitgenommen werden.

Kurz noch die anderen Völker füttern

Bienenvolk vereinigen September Auffuettern Nachbarvoelker

Wo ich schonmal da bin kann ich auch gleich die Nachbarvölker füttern. Den Futtersirup in den praktischen Pappkartons benutze ich dieses Jahr zum ersten Mal. Sehr praktisch! Leider sind die Gebinde sehr groß und dementsprechend schwer, aber nach dem Füttern der ersten beiden Völker werden sie leichter ;-) Das Füttern dauert dank der superpraktischen Futterschalen (danke Ralph für den Tipp ;-) keine fünf Minuten. Da die Futterbehälter auch Bienendicht sind, kann man auch ohne Schleier füttern, weil die Bienen keinen Zugang zum Futterbehälter an sich haben. Aber ich hatte ihn aber nunmal gerade an – bin ja außerdem ein Schisser ;-)

Die Bienen treten die Reise an

 

Bienenvolk vereinigen September Zubehoer im Wagen

Nun wird zusammengepackt. Dieser urige Bollerwagen im Vintage-Look hat mir schon einiges an Muskelkater erspart! Schön isser nicht, aber ungemein praktisch! Die hundert Meter zwischen Bienenstand und Auto werden zu einem gefühlten Kilometer, wenn man einen 30kg Futterbehälter tragen muss! Ausserdem hat im Wagen das gesamte Imkerzubehör platz.

Alles wird ins Auto verladen und dann an den zweiten Bienenstand verfrachtet.

Der Einzug wird vorbereitet

Bienenvolk vereinigen September am Bienenstand Leerzarge

Nun bin ich am zweiten Bienenstand angekommen. Püh – ganz schön anstrengend bis hierher.

Was brauche ich? Stockmeißel, leere Zarge für das neue Volk, Besen, Smoker mit ordentlich Rauch, Wassersprüher, Zeitungspapier einer Tageszeitung, gute Laune. Alles da!

Zuerst wollte ich die Bienen in einer Zarge vereinigen. Nach einem Blick auf die Völker jedoch erschien mir diese Absicht aussichtslos – es waren einfach zu viele Bienen ;-)

Also kam nur die Vereingung der beiden ganzen Zargen in Frage. Dazu musste erst einmal die Honigraumzarge, die ich nach dem Schleudern auf die Völker gegeben hatte – als Winterfutterspeicher – entfernt werden. Das ging leicht, war kein Futter weiter drin, die Waben waren größtenteils leer. Diese überschüssigen Waben (allesamt unbebrütet und daher keine Gefahr in Hinsicht auf Wachsmotten) lagere ich einfach im Winter ein – das werden im nächsten Jahr wieder Honigwaben.

Die Vereinigung

Nun geht’s los.

Das „Gastvolk“ ist schon etas voluminöser als das von vorhin. Es ist deutlich mehr Brut vorhanden und auch etwas mehr Bienenmasse.

Bienenvolk vereinigen September Spruehflasche Wasser Zeitungspapier Smoker

Smoker, Zeitungspapier und Wassersprüher stehen bereit.

Ich rauche das Gastvolk ordentlich ein. Die Bienen interessieren sich danach nur noch für ihre Honigvorräte und nicht für den Imker.

Zeitung ist nicht nur zum lesen da!

Bienenvolk vereinigen September Zeitungspapier zwischen Zargen sprühen Wasser

Jetzt lege ich den Lokalteil der Zeitung auf die Bienen. Bitte keine Bildzeitung verwenden, auch Bienen haben ein Niveau!

Mit Wasser wird das Papier schön aufgeweicht, so daß die Bienen es leicht durchknabbern können.

Das Papier hat den Zweck, das sich der Geruch der beiden Bienenvölker langsam angleichen kann. Nach und nach vermischen sich die Gerüche, eine Königin wird das Zeitliche segnen und beide Völker riechen in kurzer Zeit gleich und freunden sich an. Hach…

Bienenvolk vereinigen September Bienenwabe

Diese Wabe ist aus dem Volk, was neu einziehen soll. Auch dieses Volk wird mit kräftig Rauch eingeräuchert. Die Bienen schlagen sich dann den Bauch mit Honig voll und werden vom Gastvolk besser angenommen. Besonders die Bienen, die auffliegen und nachher durch das Flugloch wieder reingelassen werden wollen. Mit Honig als Bestechung der Wächterbienen klappt das wunderbar ;-)

Umhängen der Waben

Bienenvolk vereinigen September Bienenwabe einhaengen

Jetzt hänge ich die Waben aus dem Umzugsvolk der Reihe nach und in der selben Reihenfolge in die bereit stehende Leerzarge, die ich auf das Gastgebervolk gestellt habe, um. Dabei korrigiere ich gleich noch den Bienensitz, damit er eher in der Mitte der Zarge sitzt. Die freien Randbereiche fülle ich mit ausgebauten Mittelwänden auf.

Wo ist die Königin?

Bienenvolk vereinigen September Bienenwabe Detail

Gute Frage – ich hab keine Ahnung. Die Königin im Gastgebervolk hatte ich sofort gefunden. Im Gastvolk, dessen Waben ich umgehängt habe, wurde von mir JEDE Wabe gründlich nach der Königin durchsucht. Ich habe keine Ahnung wo sie ist. Sie war unauffindbar. Ich habe wirklich eine halbe Stunde gesucht, aber wenn sie nicht gefunden werden möchte, hat man als Imker keine Chance ;-) Was passiert jetzt?

2 Königinnen im Volk? AAAAAAAAAH!

Und nun? Zwei Königinnen sind nun im Volk. Eine oben, eine unten. Hm. Es wird so sein, das sie irgendwann aufeinander treffen werden. Und dann gewinnt eine von beiden ;-) Hoffentlich die bessere! Ich hätte den Bienen die Entscheidung gerne abgenommen, aber ich habe sie einfach nicht gefunden! Und die starke Königin des Gastgebervolkes, die so schön Eier legt, wollte ich nicht opfern für die schwächere Königin des Gastvolkes. Nun muss der Zufall entscheiden. Aber ich vertraue den Bienen. Die werden das schon machen. Man sollte nie die Intelligenz eines Bienenvolkes unterschätzen. Die wissen oft selbst, was für sie am besten ist. Nur der Imker sieht das nicht immer ein ;-) Wirklich!

Bienenvolk vereinigen September Loecher in Zeitung stechen

Um es den Bienen etwas leichter zu machen, um zueinander zu finden, stoße ich nun noch ein paar Löcher mit dem Stockmeißel in das Papier.

Bienenvolk vereinigen September Volk vereinigt zweizargig

Die letzten Waben sind umgehängt – fertig!

Trödelbienen umziehen

Bienenvolk vereinigen September Leerzarge Altvolk

In der alten Zarge triefen noch ganz paar Bienen an der Wand herum und trödeln, unterhalten sich oder sind noch total perplex, weil sie den Startschuss zum Umzug verpasst haben… Tssss… Frauen ;-)

Diesen Bienen verhelfe ich zu ihrem Glück indem ich sie beherzt über der neuen Behausung abstoße. Das tut denen nicht weh, sie landen butterweich in ihrem angestammten Volk. Ein kleiner Teil fliegt erschrocken auf – durch die Rauchgaben und den dadurch vollen Honigmagen betteln sie sich jedoch am Flugloch ein und gelangen so wieder in ihr Volk.

Fertig!

Bienenvolk vereinigen September mit Zeitungspapier zwei Zargen

Fertig! Die Völker sind nun vereinigt.Vor dem Flugloch sind noch einige Bienen, die um Einlass betteln, aber der Großteil der Bienen ist bereits reinspaziert. Das Schöne ist, daß keine Kämpfe zu sehen waren, also wurden die Neuankömmlinge sehr gastfreundlich empfangen.

Keine Ahnung, ob das so funktioniert, wie ich mir das vorstelle. Auf jeden Fall habe ich ein starkes Volk erzeugt, dessen beide Königinnen bald aufeinander treffen werden. Vielleicht überstehen beide jeweils für sich den Winter, vielleicht muss eine in den Bienenhimmel reisen. Sei es wie es sei – ich bin guter Dinge, das dieses Bienenvolk den Winter gut überstehen wird. Beide Völker wurden Ende August ausreichend gegen die Varroamilbe behandelt – in den nächsten Tagen wird dieses neue Volk noch gut aufgefüttert für den Winter und dann kann die kalte Jahreszeit kommen, ohne das der Imker Bauchschmerzen bekommt.

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Autor

Seit 2006 Kleingärtner mit Passion und Experimentierfreude. Seit 2011 Gartenblogger. Naturnah und erdverbunden. Gewinner des "Mein schöner Garten" Influencer Awards 2022 in der Kategorie "Insektenfreundliches Gärtnern" und seit 2023 Gartenfachberater. Besuche mich auf Instagram und Facebook! Mehr über mich

6 Kommentare

  1. Ein erfahrenener Züchter in einem Zuchtkurs meinte Folgendes zum Thema vereinigen: „Zu 99% Prozent gewinnt die Königin aus dem oberen Volk“.

    Ob das auch in solchen Fällen – oberes Volk viel schwächer als das Untere – gilt, kann ich nicht sagen.

    • Stefan

      Hi Biene, das klingt interessant! Leider werde ich nie erfahren, welche Königin gewonnen hat, die sind beide nicht markiert, weil ich sie im Sommer nicht gefunden hatte ;-) Vielleicht hat ja die untere Königin Glück und das eine verbleibende Prozent reicht aus ;-) Viele Grüße!

  2. Hallo Stefan,
    bin heute zum ersten mal in deinem Blog-sehr nett zu lesen-wirklich!!
    Bin seit Anfang des Jahres mit meinem Sohn Neu-Imkerin. Habe 2 Schwärme übernommen und den ganzen Sommer mit ihnen gelernt. Nach der Behandlung, die ja sehr spät stattfinden musste, wegen dieser Affenhitze diesesn Sommer,war unser 2.Volk plötzlich wie „umgewandelt“. Wir haben absolut keine Königin mehr gefunden (die vorher immer gleich zu sehen war) zwar fast alles voll mit Futter (wir haben schon reichlich eingefüttert)aber außer ein paar leere Spielnäpfchen keine Brut.
    Also haben wir uns entschlossen, auch zu vereinigen.
    Ich werde deiner tollen Beschreibung genau folgen und hoffe, so ein starkes Volk über den Winter bringen zu können.
    Grüße aus dem Südwesten,
    Patricia

  3. Grinsi Kleinpo antworten

    Hallo!
    Also ich stapele auch hoch und mach einfach ein Königinnengitter dazwischen.

  4. Hallo Stefan,
    danke für deine schönen bebilderten Schilderungen. Als Neuimker fand ich es sehr interessant, hier zu lesen. Hätte man eigentlich auch einfach die Brutzarge des schwachen Gastvolkes komplett obendrauf stellen können auf die Zeitung?
    lg Johanna

  5. Hallo Stefan, hier ist Mo*, – ich mag Deine Seite…!!
    Ich stehe kurz vor der Vereinigung von zwei Völkern…und da hat mir Deine Seite so viel Input gegeben!!
    DANKE!
    Ich würde noch gerne wissen, zu welcher Tageszeit Du die Bienen heimgeholt hast…damit keine da draussen rumfliegt und sich wundert, wenn alle andern weg sind? Frühmorgens? Spätabends?

    Und soll ich warten bis September, bis die Varroabehandlung (ich nehme den Verdunster) abgeschlossen ist, was meinst Du?
    Und dann alle zusammen damit bearbeiten?
    Liebeviele Grüße!!!
    Mo*

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