Meine Bienen sind dermaßen vermehrungsfreudig – man glaubt es kaum. Nachdem ein Bienenvolk geschwärmt ist, sollte man die verbliebenen Bienen durchsehen. Die Gefahr besteht, das schon bald wieder ein Teil der Bienen als Nachschwarm abgeht – und das wollen wir nicht, denn schnell ist ein Bienenvolk leergeschwärmt. Doch eins nach dem Anderen. Ich hatte nämlich vor Kurzem das große Vergnügen, live bei diesem Naturschauspiel dabei sein zu dürfen, mit allem, was dazu gehört ;-)
Ein Anruf – Bienenvolk geschwärmt – keine Chance
Mein Telefon klingelte – der Vater ist dran. Er hat bei den Bienen einen großen Schwarm abgehen sehen – juhu! Sie hingen oben in einer Tanne drin – ca. 4 Meter Höhe. Keine Chance, da ranzukommen. Die ganzen kleinen Punkte auf dem Foto sind Bienen – und es waren echt viele. Honigertrag in diesem Jahr – ADÉ!
Die Durchsicht nach dem Schwarm
Jetzt nachdem der Schwarm abgegangen ist, empfiehlt es sich, bei dem verbleibenden Bienenvolk nochmal nach dem Rechten zu sehen. Denn die Bienen sind ja nicht doof, aber der Imker ist schlau und weiss, wie die kleinen Mädels ticken ;-)
Sie bereiten sich nämlich schon recht lange auf das Schwärmen vor. Jetzt Ende Juni hatte ich aber ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet. Egal. Der Schwarm ist gefallen. Vorher jedoch sorgen die Bienen üblicherweise für neuen Königinnen-Nachwuchs – und zwar reichlich (falls mal was schief geht – sicher ist sicher). Mehrere Schwarmzellen werden angelegt und darin wachsen dann auch mehrere Königinnen auf. Jetzt muss ich kontrollieren, ob das so ist und wenn ja – Gegenmaßnahmen ergreifen.
Wie man schön sehen kann, waren die Bienen bis vor kurzem noch recht fleissig. Die Honiglager sind gut gefüllt und goldgelber Nektar glänzt mir entgegen. Die Bienen haben sich beim Auszug den Magen auch mit Honig vollgeschlagen – als Reiseproviant. Der Honig fehlt nun, aber egal.
Jetzt wird es interessant.
Weiselzellen suchen und finden
Die erste Brutwabe wird rausgezogen. Und voila – gleich hier sind mehrere Weiselzellen drauf. Und sie sie sind alle schon verdeckelt! Der Lebenszyklus einer Bienenkönigin ist sehr einfach zu verstehen. Vom frisch gelegten Ei bis bis zur geschlüpften Königin dauert es genau 16 Tage. Dafür gibt es sogar eine kleine Eselsbrücke!
3 – 5 – 8 – Die Königin ist gemacht
3 Tage ist die Königin ein Ei, 5 Tage eine kleine Made. In dieser Zeit wird sie mit dem allseits bekannten „Gelee Royale“ gefüttert. Nach diesen 8 Tagen wird die Zelle, in der die neue Königin wohnt, verdeckelt. Weitere 8 Tage braucht die Königin, um sich zum fertigen Insekt umzuwandeln. Danach frisst sie ein Loch in die Zelle und schlüpft. Bei mir sind die Zellen alle schon verdeckelt – es dauert also von heute an maximal noch 8 Tage bis die Königin schlüpfen wird. Ein royales Ereignis!
Auf anderen Waben habe ich noch mehrere von diesen Weiselzellen gefunden. Ungewöhnlich fand ich, das die Zellen einmal am unteren Rand der Waben gezogen wurden (das sind originale Schwarmzellen) aber auch direkt auf der Wabe (diese nennt man Nachschaffungszellen, das sind Zellen, die die Bienen um bereits bestehende Eier herum bauen, das ist eher die Notlösung). Eigenartig. Jetzt muss ich etwas unternehmen, denn aus jeder dieser Zellen wird eine vollwertige Königin schlüpfen und mehr als eine verträgt kein Bienenvolk. Entweder gibt es ein Königinnenmassaker (die stärkste gewinnt) oder es gibt viele Bienenschwärme, bis das Bienenvolk leer ist. Normalerweise schwärmt ein Volk, wenn die Zellen verdeckelt sind – genau so war das bei mir. Alle verdeckelt, bis auf ein paar.
Offene Weiselzellen
Diese Weiselzelle ist z.B. noch offen. Auf dem Foto sieht man eine echte Schwarmzelle, schön und präzise am unteren Rand der Wabe angebracht.
Von unten betrachtet sieht man ganz gut, das die Zelle noch nicht fertig gebaut ist. Arbeiterinnen werden sie in den nächsten Tagen noch vollenden.
Weitere Schwärme verhindern – Weiselzellen entfernen
Wenn man nun nicht von weiteren Schwärmen überrascht werden möchte, muss man handeln. Man entfernt alle Schwarmzellen bis auf eine. Dafür muss man sehr genau hinsehen, damit man keine übersieht! Hier auf dem Bild ergreife ich die Gelegenheit und fotografiere in das Innere einer solchen Zelle hinein. Man sieht am unteren Ende eine Gelee-artige Masse. Das ist das Gelee Royale. Es ist die Nahrung, die eine Biene zur Königin macht. Im Inneren liegt eine kleine Made, die sich davon ernährt.
Das ist ein Teil der ausgebrochenen Zellen. Ganz schön viele! Jetzt ist nur noch eine Schwarmzelle im Volk (nehme ich an, mehr habe ich nicht gesehen). Daraus wird in den nächsten Tagen die Königin schlüpfen, auf Hochzeitsflug gehen und dann wieder viele Eier legen. So die Theorie.
Alles anders, als geplant
Nicht mal eine Woche später ruft der Nachbar an. Er hat eine große Bienenwolke über unserem Bienenstand aufsteigen sehen. Die hat dann ein paar Runden über seinem Haus gedreht und sich dann in seinem Strauch niedergelassen. Toll. Hatte ich doch nicht etwa eine Weiselzelle übersehen? Das Bienenvolk ist jedenfalls geschwärmt.
„Bewaffnet“ mit Wassersprüher, einem zur Schwarmkiste umgebauten Pappkarton und Klebeband machte ich mich auf den Weg zum Schwarm im Busch. Zum Glück hing er sehr tief und ließ sich ohne Probleme einfangen.
Schon nach kurzer Zeit haben die restlichen Bienen im Busch mitbekommen, das eine neue Behausung gefunden war. Alle machten sich mit lautem Getöse auf in Richtung neuer Heimat – meiner Schwarmkiste. Clever!
Draussen vor der Kiste war kurzzeitig noch reges Begängnis – aber nach 2-3 Stunden haben sich alle Bienen vorbildlich in die Kiste zurückgezogen. Jetzt stehen sie im Keller und morgen werden sie in die neue endgültige Behausung einziehen. Alles ist schon vorbereitet.
Durchsicht des Restvolkes
Auch nach diesem neueren Schwarm war eine Durchsicht des Altvolkes nötig. Die Fotos in diesem Abschnitt sind von Jessica, die mich heute fotografisch begleitet hat.
Der Smoker qualmt – los gehts.
Im Honigraum ist immer noch viel Honig eingelagert – aber nur noch sehr wenige Bienen!
Beim Durchsehen der Waben entdeckte ich dieses Kuriosum. Eine Schnecke scheint sich in den Bienenstock verirrt zu haben. Sie hat sich durch das gesamte Brutnest durchgekämpft bis hoch zum Honigraum! Dort scheint ihr die Puste ausgegangen zu sein. Die Bienen haben sie einfach in ihren Wabenbau integriert :-) Das Schneckenhaus war übrigens leer. Sowas hatte ich bis heute auch noch nicht gesehen. Honig war keiner in der Schnecke. Wäre ja auch zu schön.
Der Brutraum des Altvolks
Jetzt kommen wir zum Brutraum. Hier sind noch relativ viele Bienen. Aber wenig Brut. War ja bis jetzt noch keine Königin da, die für Nachwuchs hätte sorgen können. Die eigentliche Königin ist mit dem ersten Schwarm (der in der Tanne hing) abgehauen und die anderen Königinnen waren noch grün hinter den Ohren.
Stellenweise ist noch relativ viel ungeschlüpfte Brut zu sehen. Das ist gut, denn wenn die alle schlüpfen wird das Volk recht schnell wieder stark, weil die Bienenmasse zunimmt. Es ist also nicht so schlimm, wenn ein Bienenvolk geschwärmt ist…
Jetzt kommen wir zum interessanten Teil der Geschichte. Auf der nächsten Wabe war eine geschlüpfte Weiselzelle zu sehen! Das ist also Königin Nummer eins.
Und auf der Wabe daneben gleich noch eine!!! Ich hatte also bei meiner Durchsicht eine Woche zuvor eine Königin übersehen. Na toll. Und ich hatte wirklich gründlich geschaut. Ehrlich ;-)
Naja, kann man nix machen. Geschwärmt ist geschwärmt. Eigenartig nur, das die Bienen im Regelfall in so einer Situation ein anderes Verhalten zeigen. Die Königin, die zuerst schlüpft, killt normalerweise die zweite Königin noch in ihrer Zelle mit einem gezielten Stich (ES KANN NUR EINE GEBEN!!!). In meinem Fall war das anscheinend anders – die Bienen machen eh, was sie wollen. Die eine der beiden Königinnen hat sich kurzerhand entschlossen (bzw. das Volk hat es bestimmt) das geschwärmt wird. Schwupp – alle weg.
Zurück bleibt (hoffentlich) die Zweitkönigin mit ein paar Restbienen und der gesamten Brut, die bald schlüpfen wird und sich sicherlich rührend um den neuen Nachwuchs kümmert ;-)
Stockkarte ausfüllen
Die Durchsicht ist nun beendet und die Stockkarte wird ausgefüllt. Hier notiere ich, was ich heute gesehen habe, damit ich mich das nächste mal besser daran erinnern kann. Jeder Imker sollte eine Stockkarte für jedes seiner Bienenvölker führen. Sie hat gut im Deckel jedes Bienenvolkes Platz und bleibt das ganze Jahr über dort liegen – zusammen mit einem Bleistift.
So eine Stockkarte habe ich vor einiger Zeit mal entworfen. Hier kann man sich die Stockkarte für Bienen kostenlos herunterladen zum selber Ausdrucken.
Mal sehen, wie es mit den verrückten Bienen weitergeht. Ein Abenteuer! In 2 Wochen steht die nächste Honigernte an.
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1 Kommentar
Ich habe mich für Bienen interessiert weil ein imker bei mir im Garten welche stehen hat. Die Info die ich hier gefunden habe waren für mich sehr gut erklärt. Danke